Kleidung
Kleider machen Leute – auch im Homeoffice

 © Charday Penn / Getty Images

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Jogginghose und Tshirt oder doch Hose und Hemd? Die Kleiderwahl trägt nicht nur zum Wohlbefinden bei, sondern hat auch Einfluss auf unsere Leistung.

Sich im Homeoffice mit möglichst gemütlicher Kleidung vor dem Schreibtisch niederzulassen, ist eine große Verlockung. Immerhin ist man vor den Blicken der Kollegen geschützt. Außer für die Videokonferenz zieht man sich dann doch noch ein schickeres Oberteil an. 

Aber was für eine Wirkung hat Kleidung eigentlich auf uns? Welche Veränderungen im Befinden zu Selbstwahrnehmung und Produktivität werden im Menschen ausgelöst? Vielen Untersuchungen nach, ist bewiesen, dass wir in Business-Kleidung besser arbeiten. So wurde beispielsweise herausgefunden, dass eine Höchskonzentration besser aufrechterhalten bleiben kann, wenn ein weißer Laborkittel getragen wird. Dies stellte ein Team aus Psychologen aus den USA im Jahr 2012 fest. 

Was ist es, was die Kleidung ausmacht?

Natürlich trägt niemand im Homeoffice einen Arzt- oder Laborkittel. Was aber viel wichtiger ist, dass die Kleiderwahl ein morgendliches Ritual darstellt. Auch Coach Petra Lienhop sagt, dass Arbeitstag bereits vor dem Kleiderschrank beginnt. Vermutlich jeder kennt es: Wählt man für sich die richtige Kleidung können Selbstwert und Selbstbewusstsein signifikant steigen. Daraus wiederum kann eine höhere Produktivität folgen.

Allerdings muss nicht für jeden gelten, dass dies ausgerechnet durch ein Business-Hemd hervorgerufen wird. Jeder Mensch hat einen anderen Kleidergeschmack und assoziert verschiedene Dinge mit seinem Outfit, wie Carolin Pfau, Mitglied des Deutschen Coaching Verbands erläutert. "Wenn ich es gewohnt bin, mir zur Arbeit einen Anzug pder Blazer anzuziehen, dann habe ich all die Jahre mit dieser Kleidung Arbeiten in Verbindung gebracht." Insofern stellt die Kleiderwahl ein Verhaltensmuster dar, was auch Einfluss auf unsere Produktivität im Homeoffice nimmt. 

Wenn man also einen bestimmten Kleidungsstil im Büro getragen hat, empfiehlt es sich, dass man diesen auch ins Homeoffice überträgt. So nimmt man die Rolle ein, die man auch normalerweise im Arbeitsalltag gewohnt ist. Selbstverständlich heißt das im Umkehrschluss nicht, dass es man zwangsläufig unproduktiv ist, wenn man gemütlichere Kleidung im Homeoffice als im Büro trägt. Es kommt auch sehr auf die Fähigkeit zur Selbstorganisation und die persönliche Reife an

Warum wirkt Kleidung unterschiedlich auf einen selbst?

Wie Coach Carolin Pfau sagt, geht es gar nicht mal nur um die Selbstwahrnehmnung direkt. "Es geht vor allem darum, was ich denke, welche Außernwirkung ich durch meine Kleidung erziele." Insofern hat das eigene Empfinden nur dann eine Auswirkung, wenn man mit beispielsweise mit eleganter Kleidung Kompetenz und Seriösität verbindet. Folglich nimmt man sich selbst ebenso wahr, wenn man sich mit entsprechendem Outfit kleidet. 

Das Gegenüber hat den Gesprächspartner also in einer bestimmten Kleidung im Kopf, wie Psychotherapeut Pichler erläutert. "Selbst wenn ich nur telefoniere, ist es dann leichter, tatsächlich mit Hemd und Krawatte dazusitzen." Außerdem zollt man mit angemessener Kleidung der beruflichen Situation den notwendigen Respekt. 

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Homeoffice statt Büro: Das ist für viele Angestellte inzwischen der normale Alltag. Viele haben auch schon vor der Pandemie von zuhause aus gearbeitet und sind mit dem Arbeitsmodell schon bestens vertraut. Anderen hingegen fällt es besonders schwer mit der fehlenden Struktur umzugehen.  

Wie kann ich Kleidung zu meinem Vorteil nutzen?

Wahrscheinlich kennt es jeder: Der Tag startet schon schlecht ohne das man einen Grund hat. Besonders an diesen Tagen kann das richtige Outfit wahre Wunder bewirken, um mit einem erhöhten Selbstbewusstsein in den Arbeitstag zu starten.

Zurück zum Homeoffice: Wer weiß, dass er ohnehin schon Probleme mit der Arbeit aus den eigenen vier Wänden heraus hat, sollte zur richtigen Kleiderwahl greifen, um präventiv dagegen anzugehen. Wie eingangs erwähnt, beginnt der Arbeitstag bereits schon vor dem Kleiderschrank und stellt für viele Menschen ein Ritual dar. Im Homeoffice hilft es insbesondere dabei, dass man eine klare Grenze zwischen Privat und Arbeit schafft. "Das kann für das Umfeld oder den Rest der Familie ein Kennzeichen sein, dass man nicht für Privates ansprechbar ist", wie Pichler aufführt. 

Obendrein läutet die Dienstkleidung zwar den Arbeitstag ein, beendet ihn aber auch ebenso. Viele Menschen im Homeoffice haben Probleme mit dem Zeitmanagement. Dies kann eine Lösung dafür sein.